HASLAU, am 1. November 2014
Der Allerheiligentag war nebelverhüllt, und doch lud der Weg bei Haslau (gegenüber Orth an der Donau) zum Wandern ein. Man glaubt, in einem impressionistischen Gemälde zu gehen, die klaren Konturen von Bäumen und Sträuchern verschwimmen hinter den duftigen Nebelschleiern.
Eine schlanke Unbekannte am Uferweg; ihr folgt Chico, kleiner Hund auf großen kalten Steinen.
Entlastungsgerinne mit Schotterbänken. Über die gemauerten Schwellen rauscht das Wasser.
wo beginnt die Spiegelung?
Blick über den Strom ans andere Ufer, in der Nähe von Orth an der Donau.
Die Fähre ist zwar stillgelegt, dennoch setzt ein Boot von einem Ufer zum anderen über, kaum wahrnehmbar, winzig in Stromes Mitte, verdeckt vom dünnen Schilf am jenseitigen Ufer . . .
und bringt einen Radfahrer sicher ans Ziel.
Dämmerung, und dennoch scheint der Strom aus seiner Tiefe heraus zu leuchten, halb verdeckt vom dämmerungs-schwarzen Schilf.
Steine brechen das glatte Vorbeiströmen des Wassers.
Dunkel getöntes farbiges Herbstlaub auf manchen Zweigen.
und helle Blätter, noch nicht alle weggeweht . . .
"ganz in Dunst und Dämmerungen will die schöne Welt vergehn"
Theodor Storm (1817-1888)
Moos auf den Steinen - da denke ich an den Dichter Gerhard Fritsch (Wien 1924 - 1969 Wien),
dessen erster Roman auch "Moos auf den Steinen" hieß,
und an einige seiner Gedichte, die ich sehr liebe.
Fischernetz, in Wartestellung.
so weich hat der Nebel die Bäume und die Ferne umhüllt
Diese drei sind an uns vorbeigegangen, aber bald wieder umgekehrt -
wir ließen uns nicht abschrecken, die dämmrige Nebelstimmung war zu märchenhaft . . .
Misteln in den Bäumen, schwarzes Kugelgestrüpp.
dunkle Mistel vorm Nebel, wie eine Schwarzweißgraphik.
Zartes Astwerk mit schmalen Blättern, vorm hellen Strom und der schemenhaften Uferwaldung,
wie japanische Kalligraphie, ins Nebelmeer gezeichnet.
Schilf, vom Winde gebogen.
Überschwemmungs-Spuren im Geäst der ufernahen Bäume.
Spiegelungen
" Und du selber? Bist du echt beflügelt?
oder nur gemalt und abgespiegelt?"
aus dem Gedicht "Möwenflug" von
Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898),
noch einmal das Fischernetz.
Schmale, langgezogene Dreiecke: Steinformationen, Landzungen, jenseitiges Ufer im Nebel.
im Sand der Abdruck einer Hundepfote, als wär's vom einem uferwandernden Ungeheuer.
Pflanzen an Land, silhouettenhaft vorm windgewellten Strom.
mein Leitmotiv dieses Nachmittags: das Fischernetz, in stummem Zwiegespräch mit Astwerk und Fluß.
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
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